Multipoem: Wracks/Wrecks/Naufragios

Einen Augenschlag zu spät
Realisierte ich,
Wie ich mich verloren hatte
Im Ozean deiner Blicke.

Zu spät, durchnässt,
Um mich abzuwenden
Vom Sturm des Glücks,
Das mich umspülte.

Die Gegenwart
Der feuchten Erkenntnis
Schlage ich ein
Mit langen Wimpern.

Wie ein Reissverschluss
Verbinden sich
Unsere Schicksale
Surrend zum gegenseitigen Geschenk.

Halt mich!
Halt mitten drauf!
Halt mich nicht auf!

Kalte Wasser schlagen
An süße Küsten.
Wir sind Salz und Zucker,
Sinnliche Schiffe segelnd.

Die letzte Ration fressend
Trocknen auf blutleeren Lippen
Samtene Momente.
Der Kuss, der uns versenkt.

Verkeilte Wracks,
Von dem die Taucher sagen werden,
Ein Vorbild für die Nachwelt.


One eye-blow too late
I realized
How I lost myself
In the ocean of your looks.

Too late, soaked,
To turn away
From the storm of happiness,
That lapped me.

The presence
Of wet knowledge
I wrapped it
With long eyelashes.

Like a zipper
Our destinies
Connect themself, humming,
To a mutual gift.

Hold me!
Hold to the middle of it!
Do not stop me!

Cold waters hit
On sweet shores.
We are salt and sugar,
Sailing sensuous ships.

Eating the last ration
On bloodless lips
Velvet moments dry.
The kiss that sinks us.

Wedged wrecks,
Which the divers will call
A role model for posterity.


Un golpe de ojo demasiado tarde
me di cuenta
Cómo me perdí
En el océano de tu apariencia.

Demasiado tarde, empapado,
Dar la espalda
De la tormenta de la felicidad
Eso me lamió.

La presencia
De conocimiento mojado
Lo envolví
Con pestañas largas.

Como una cremallera
Nuestros destinos
Conéctese a sí mismo, tarareando,
Para un regalo mutuo.

¡Abrázame!
Mantenga a la mitad de eso!
¡No me detengas!

Golpe de aguas frías
En orillas dulces.
Somos sal y azúcar,
Navegando barcos sensuales.

Comiendo la última ración
En labios sin sangre
Velvet momentos secos.
El beso que nos hunde

Naufragios enclavados,
Que los buzos llamarán
Un modelo a seguir para la posteridad.


Dears, I know the translations are not perfect, but I hope you can get an impression about my thoughts. It’s funny how translations change meanings in a way. Let me know every question.

Two German Poems: Muttertag

Die Mütter von heute sind nicht das, was sie mal waren. Die Mütter von damals sind die Großmütter von heute. Die Töchter von damals sind heute Mütter. Die Töchter von heute sind, wie sie sind.

Wir alle sind großartig, miteinander. Wir alle sind, so wie wir sind. Das mag profan sein, wenn es stimmt: Nicht alle werden Mütter sein, doch alle waren sie Kind.

Komm’, wir gehen eins heben!


Buttertag

Wie fett ist das denn? Am Buttertag bade ich mich in Öl. Da sättige ich meine Säuren und schmiere mir das Getriebe.

Buttertag ist ungesund, das Volksgericht in Pommerland. Wir schlagen die Sahne und rühren den Schmand locker aus der rechten Hand.

Die Butter in dir. Butter ist politisch. Butter, läuft bei dir.


13.05.2018

German Poem: “Der Ausstieg”

wir fuhren mit dem bus
wir stiegen aus
am stiegenhaus,
du gabst mir einen kuss.

wir kletterten am berg
wir lagen am feuer,
am kamm, lagerfeuer,
es war unser herd.

der wind fährt
unter die haut,
denn

wir schauten gern
uns in die augen,
uns in die augen
schaute der stern.

wir flogen davon,
wir waren zu leicht,
wie wir waren, vielleicht
kommt das davon,

es bleibt
nur ein hauch
von liebe.

Selbstdokumentation

Die Tischtenniskellen flattern am Abend des Freitags. Ganz Gallien? Nein! Die kleine Bar im Süden vor der Stadt, sie brummt und Bälle fliegen durch die Luft, das ist der Beginn einer wunderbaren Schau, ein Spitzen der Sinne.

So vorbereitet auf satyrische Feste öffnen Russen das Filmbuffett. Es kriecht der Duft von Verfall beweglich um alle Ecken. Der Vorhang fällt gemütlich, die Bühne warst du, so niedlich, und die Eierkuchen. Wie war das mit dem “Erkennen”? Es strahlt das Feuer bis hin zum Wagenplatz. Wir sehen es noch leuchten und uns von beiden Seiten, ich halt’ dich, beiß’ dein Ohr, dann reisst der Film, auf der Stirn ein Auge.

Als wenn es nicht genug gewesen wäre, vom schönen Leben, es ergiesst sich über uns. Und am Sonntag, Tag des Putzens, zeigt die Glut sich rauchend und der Glitch, und ich merke, dass ich mich sputen soll. Unsere Augen strahlen wie Beamer Fantasien auf die Leinwände unseres Gegenübers. Warm, weich, weiß, das Licht ist zart, das Glück ist hold.

Eine Nacht, so satt, vergeht. Wir glitzern in die neue Woche, die Sonne senkt sich, und wieder, die Nacht wacht über uns Sterne, die wir auf Erden wandern und uns zu echten Göttern werden lässt. Was friedlich zueinander ist, befriedigt sich. Und neben deinen Schwüngen ist der Grundton zauberhaft. Die Musik trägt uns dahin. Glück wird zu Magie und Fleisch und alles glüht für viele, viele Stunden.

Es fließt ein schneller Fluß in jeder unserer Brüste. Wir wissen nun, sie haben die selbe Richtung. Die Quelle am Berg, so taufe ich dich und wage, in die Zukunft zu schauen. Ich sehe kein “wo”, kein “wann”, ich spüre ein “ist”, es flattert davon, ich lächle ihm nach.

Leipzig, 21.02.2018

German Poem: “Alles Leicht”

Alles leicht,
Selbst das Lieben
Der letzten Tänzer
In einer dunklen Nacht.

Unkt am weichen Wegrand
Eine Kröte oder Knallfrosch
Vom Vergehen jedes
Und wir gehen.

Lenkt das Wasser
Meinen Weg,
Unser Jahrtausend
Wird versinken.

Wie wir in uns
Und einmal,
Zweimal,
Dreimal
Schreist du es heraus
Ins Schwarze.

Ich will frei sein
Und gebunden
An den Ring,
An ein leuchtend Schicksal,
An diesen Berg,
Der du zu sein scheinst,
Sisyphos.

Zeilen flattern,
Flüge graben unstet
Wälle in den Himmel,
Welcher weint.

Was ist abstrakt,
Wenn alles leicht ist,
Selbst das Lieben
Eine Kunst
Im Imperfekt.

Schau,
Die Kinder
Klettern
In den Kirschbaum.

Für JS / 18.6.2017

Zur Sache Künstler

Was sie alle verbindet, ist der Satz: “Im Prinzip bin ich kein Künstler.” Dann bücken sie sich, heben eine Feder auf und zeichnen mit dem Blut, dass aus einer zufälligen Verletzung stammt, eine Blume an die Wand. Natürlich haben sie nebenbei Berufe.

Sie stehen sich gegenüber auf Augenhöhe und eine sagt: “Irgendwann wirst du entdeckt und deine Kunst wird anerkannt, du hast soviel Talent.” Und der andere denkt dasselbe und kauft unterm Ladentisch mit falschen Namen das letzte Werk der Kameradin, obwohl er Miete zahlen müsste.

Künstler sind alle nicht von dieser Welt. Deshalb sind sie das Sprachrohr dieser Welt, die Entschlüssler. Künstler zögern um zu entscheiden, ohne sie wäre jede Welt ein kalter Ort bis ans Ende der Raumzeit. Kunst hat keine Grenzen, Farben, Geschlechter oder Ausreden. Sie muss raus und wenn sie durch die Poren des Künstlers dringt, ist das nicht immer angenehm für den oder die Herbeigeeilten.

Kunst machen macht mutig. Kunst heilt. Kunst ist Kinderkram und Kampf gegen die falsche Metapher des “Erwachsen-Seins”. Wenn “Erwachsen-Sein” bedeutet, sich zu biegen bis man knarzt und gar bricht, sollte wir vielleicht “Kinder an die Macht” an die Mauern kritzeln, auch wenn Kinder manchmal grausam sind, Kindsmörder sind es mit Sicherheit auch. Das ist der Neid der Bequemen.

Das war Kunst, denn sie biegt die bittere Wahrheit zu etwas, das uns Hoffnung gibt im Kampf gegen den Sarkasmus. Aber eigentlich sind es nur Worte. Die Sonne scheint manchmal. Doch: Künstler spielen auch im hohen Alter noch im Regen.

30.05.2017

Gedicht: Hohe Kirsche

Ein Kirschbaum steht hier,
halb Feld, halb Wald,
ich kenn’ ihn lang,
er ist nicht alt.

Und er trägt jedes Jahr
unzählige Früchte
und er wächst an jedem Tag,
als könnte er (es?) der letzte sein.

Wasser zieht er,
süß und sauer
und die Kirschen schmecken fruchtig
und die Rinde, die ist saftig,
Glanz im rechten Winkel.

Wanderer wählt er mit Bedacht
und wer sich zu ihm verlaufen,
der labt sich
oder wird gelabt
oder wird gesalbt
mit öligen Tropfen.

Wege werden stets erlaufen
und eine Wahl bleibt,
wenn du ihn erblickst.
Es ist nur ein Baum am Horizont,
er soll wachsen, wie du wächst.
Und du sollst dich klettern trauen
an seinem Wuchs wie Wachs erwachen,
rote Morgentropfen kosten.

Abends neigt sich eine Krone
unter dieser Lebenslast.
Der Vogel stets am selben Ast.

Für JS, 30.4.2017

Gedicht: Illusion

Poetry is a must – Lyrik-App: HaikuJAM

haikujamOne world, one poem… vielleicht erklärt das Zusammenwachsen der Welt den Erfolg einer Handy-Anwendung, die mich seit mehreren Wochen begleitet. Mit HaikuJAM (Collaborative Writing App) schreibt man gemeinsam auf dem Handy (+ Internet) Haikus. Jene kleine Lyrikform hat einen Titel, drei Zeilen, kommt ursprünglich aus Japan und hat eine spannende Geschichte.

Zur App: Person 1 wählt Titel und schreibt Zeile 1, eine wahllose Person 2 bekommt per Klick die JAM zugespielt und schreibt Zeile 2, Person 3 schließt ebenso ab mit Zeile 3 und kategorisiert das entstandene Poem. Die Zeilen sind in ihrer Länge auf 5 bzw. 7 Wörter beschränkt. Erinnert an Klassenzimmerspiele, hat aber eine ganz besondere Ästhetik und erfüllt offensichtlich viele Bedürfnisse. Es ist ein faszinierender, ein kreativer Zeitfresser, ob schreibend oder im Stream nach Ideen lesend, sortiert in “Livestream”, “Featured” und den Kategorien wie “Romance”, “Humour” oder “Nature”. Aber auch formelle Kategorien wie “Freeform” oder das klassische “5-7-5” sortieren den Lesestoff. Spezielle Competitions sind zeitweise freigeschaltet. Wechselnde “Hot Topics” bringen Jammer unter vorgeschlagenen Titeln zusammen. Zum Erklärvideo der Macher auf Vimeo gehts hier.

Das 2016er Update brachte übrigens die Funktion für Bilder(-collagen). Statt drei Zeilen wählt man drei Bild(-ausschnitte), dadurch entstehen visuelle Haikus. Oder man wählt “nur” ein Hintergrundbild für die Textjam. Warum nicht. HaikuJAM macht vieles möglich und lässt Freiraum, wie ein Traum.

Oder auch Alp-: Mein erster Gedanke war zum Beispiel: “Super für Werbeslogan.” Deswegen haben vielleicht auch Google und Coke schon mal durchgeklingelt. Es ist dem jungen, indischen Unternehmern auf jeden Fall gelungen mit Einfachheit zu begeistern. Der deutsche Fankreis ist sicher noch klein, trotz dass ich die deutsche Community natürlich nach besten Kräften repräsentiere, aber auch in diesem “Problem” versteckt sich eine einfache Funktion der App, die viele User begeistert: Englisch zu lernen. Mit einfachen Worten Dinge ausdrücken, die auch am anderen Ende der Welt verstanden werden. Ich las von Leuten, die ihre künstlerische Depression mit HaikuJAM überwinden konnten. Hört sich übertrieben an. Lyrik ist oft übertrieben. Gemeinsam schreiben ist sehr befreiend, weil verbindend. Das im Globalen zu fühlen ist wunderbar. Typisches Anwendungsgebiete der App: die Badewanne & das Seriensofa.

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Technisch bietet die App alles von Zeitgeist, also Teilen-Funktion, die zum Beispiel in Verbindung mit Instagram Sinn macht, da die Gedichte auch grafisch fein anzuschauen sind. Die Like-Funktion sorgt für Feedback und man sammelt Karmapunkte, gründet eigene Kreise, kommentiert die gemeinsam entstandenen Texte. Ein Universum, bei dem ich mich frage, warum es so lange gedauert hat, bis jemand auf die Idee kam, es zu sähen. Beziehungsweise, bis die Welt davon mitbekam. Die Hindustian Times, Forbes und The Guardian berichten. Jetzt auch der Klangkopf…

Das Haikus in Deutschland auch eine lange Tradition haben, vergessen viele, ich verrate nur Rilke. Wer interesse hat, informiere sich beim Wiki oder im Lexikon der Deutschen Haiku-Gesellschaft e.V. Spannend ist auch das deutsche “How-to-Haiku” von ziemlichkraus.de zu lesen. Zu guter Letzt sei jedem mit Spaß an Texten ein Versuch mit der App empfohlen. Nein, ich kriege da kein Geld für, es macht voll zenmäßig Laune. Es würde mich natürlich freuen, eine deutsche HaikuJAM sinnvoll zu Ende zu bekommen. Anmelden, mich in Circle adden, lyrisch sein. Und danke, 23-jähriger CEO Dhrupad Karwa und auch dein Team, sehr gute Idee, bitte werdet mit Lyrik reich!

PS. Hier Haikus, die ich mitgeschrieben habe, mit den meisten Herzchen. Ist ja alles Statistik, was gefällt…